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Inklusion

Im Jahr 2013 hat der nordrhein-westfälische Landtag das erste Gesetz zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention verabschiedet. Seitdem ist das gemeinsame Unterrichten von SuS mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf der gesetzliche Regelfall. Die damit einhergehenden Herausforderungen spielen natürlich auch im Bereich des Radfahrens in der Schule eine Rolle. Scheint es schon mit einer homogenen Lerngruppe eine Herausforderung, ein sicheres und attraktives Fahrradangebot zu schaffen, so haben viele Lehrkräfte erst recht Bedenken, wenn nun noch SuS mit besonderem Förderbedarf hinzukommen.

Die Schwierigkeit gelungenen inklusiven Unterricht zu gestalten, liegt in der Vielfalt und der Einzigartigkeit der verschiedenen Lerngruppen und Lernbedingungen. Diese Vielfalt verlangt von den Lehrkräften immer wieder neue Lösungen und Strategien. Allgemeinen Tipps und Anweisungen fehlt daher oft der Bezug zur Realität. Aus diesem Grund soll hier beispielhaft ein Projekt vorgestellt werden, was Inklusion in Form einer Fahrradtour seit Jahren lebt und aktiv umsetzt. Anhand dieses Projekts lassen sich praktische Tipps und Hinweise ableiten aber vor allem wird deutlich: Ja, es geht!

 

Good Practice Beispiel: Die Fairplay Smart Tour der Belvedere Schule Köln

Die Fairplay Smart-Tour ist eine viertägige inklusive Radtour die jeden Sommer zwischen Köln und Jünkerath stattfindet. Organisiert und ausgerichtet wird sie von der LVR Schule Belvedere mit Förderschwerpunkt für körperliche und motorische Entwicklung.

Die Idee einer großen Radtour, bei der die SuS das respektvolle Miteinander und das füreinander Dasein lernen, kommt von der Fairplay Tour d´Europe. Diese findet schon seit 1999 in der Großregion Rheinland-Pfalz, Saarland, Luxemburg, Belgien und Frankreich statt. Die Anforderungen dort übersteigen aber das Leistungsvermögen vieler SuS, vor allem derer mit körperlichen und motorischen Einschränkungen. Deshalb wurde die Fairplay Smart-Tour von den Sportlehrern der LVR Schule Belvedere ins Leben gerufen. Dort werden in drei Etappen ca. 150 km von den ca. 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern zurückgelegt. Diese kommen aus zehn Schulen zusammen, fünf davon Förderschulen.

 

Die Vorbereitung der SuS auf die Radtour ist absolut essentiell und nimmt im Falle der LVR Schule Belvedere das ganze Jahr in Anspruch. Die SuS mit Förderbedarf in der motorischen und körperlichen Entwicklung haben die Möglichkeit an einer Fahrrad AG teilzunehmen. Diese findet wöchentlich statt und wird von zwei Sportlehrern der Schule geleitet.Das Fahren in Gruppen, die dazugehörigen Verhaltensregeln und das sichere Beherrschen des Fahrrads können so langfristig aufgebaut werden. Die SuS beherrschen zu Beginn der Radtour problemlos das Fahren in Einer- und Zweierreihe, geben wichtige Signale konsequent weiter und sind es gewohnt in einer Gruppe zu fahren.Verhaltensauffällige SuS haben so die Möglichkeit, sich zu bewähren und zu zeigen, dass sie in der Lage sind, an einer längeren Tour teilzunehmen. Diese stellt als großes Ziel auch einen wirksamen Anreiz dar und wirkt motivierend.

Die Betreuung von Radgruppen auf Ausflügen oder Touren hängt immer stark von den Gegebenheiten ab. Im Fall der Fairplay Smart-Tour wird versucht Kleinteams aus ca. sechs SuS und einem Betreuer zu bilden. Einzelne SuS mit starken motorischen und körperlichen Einschränkungen haben Einzelfallhelfer, die sich um die Betreuung vor und nach den Etappen kümmern sowie Tandemfahrer, die ein Mitfahren auf speziellen Tandems ermöglichen. In diesem Fall ist zu bedenken, dass der größte Betreuungsaufwand oft vor und nach der eigentlichen Etappe entsteht, wenn es um Verpflegung, Rahmenprogramm und Übernachtung geht. Während des Fahrens werden die SuS angehalten, gegenseitig Verantwortung zu übernehmen und die Schwächeren z.B. an Anstiegen durch Schieben zu unterstützen.

 

Fragen rund um das Material betreffen nicht nur Lehrkräfte mit der Aufgabe, SuS mit Förderbedarf zu inkludieren, sondern stellen sich grundsätzlich, sobald eine ganze Klasse Fahrrad fahren soll. Nicht alle SuS haben ein funktionstüchtiges Fahrrad und können dieses mit zur Schule bringen. Auch Helme, passende Kleidung und Ersatzteile sind oft nicht ausreichend vorhanden.

Folgende Möglichkeiten haben die Lehrer der LVR Schule Belvedere genutzt, um eine Sammlung an Fahrrädern für die AG zusammenzustellen, sowie stark eingeschränkte SuS mit speziellen Rädern an der Fairplay Smart-Tour teilnehmen zu lassen:

Sponsorensuche:

Für die Beschaffung besonderer Räder für SuS mit starken Einschränkungen werden durch persönliche Ansprache Sponsoren gewonnen, die das Projekt finanziell unterstützen.

Partnerschaften:

Die Europäische Akademie des Rheinland-Pfälzischen Sports stattet alle Tourteilnehmerinnen und -teilnehmer mit Helmen und Regenjacken aus. Diese Partnerschaft kommt durch die enge Zusammenarbeit mit der großen Fairplay Tour d`Europe zustande.

Kooperation mit Händlern und Verleihen:

Es besteht eine Kooperation mit einem speziellen Fahrradhersteller. Dieser stellt leihweise spezielle Tandems für stark eingeschränkte SuS zur Verfügung. Weiterhin spendet die Radstation Köln alte aber noch gut funktionierende Räder und Ersatzteile an die Schule.

Stiftungsgelder:

Eine Stiftung in Köln unterstützt das Projekt finanziell und ermöglicht so den Kauf weiterer Tandems.

Weitere Informationen zur Fairplay-Smart Tour finden Sie hier.